Montag, 3. November 2014

Rundbrief Allerseelen 2014

Liebe Freunde übers Internet!
Nachdem der Heilige Vater ja auch “twittert” und’s Internet für ein in der Glaubensverbreitung nützliches Instrument erachtet, möchte ich mich am Allerseelensonntag auch wieder ‘mal zu Wort melden.
Gang über den Friedhof
Gang über den Friedhof
 In unserer Andenkultur stellen Allerheiligen und Allerseelen das Weihnachtsfest ins Abseits, d.h., an diesen beiden Tagen füllen sich die Kirchen um einiges mehr als an Weihnachten, was bei uns in den Sommer fällt. Nach dem Brauchtum unserer Leute kommen die Seelen der verstorbenen Kinder an Allerheiligen “zu Besuch”, die Seelen der erwachsenen Verstorbenen an Allerseelen. Am Nachmittag werden diese dann auf dem Friedhof verabschiedet und entsprechend geht es “feucht-fröhlich” zu. In einigen Dörfern spielen dazu auch Musikkapellen, wie es in meiner ehemaligen Pfarrei Llica der Fall war. Allerseelen, das sei noch ergänzt, ist bei uns Feiertag, an Allerheiligen wird gearbeitet.
Heute am frühen Morgen zog ich also mit meinen Helfern, dem Pfarr-Toyo voller Bänke und auf dem Dachständer einen Altartisch, zum nahen Friedhof. Dort wurde aufgebaut und einige Helfer notierten die zahlreichen Messintensionen, derweil ich im Pfarrhaus noch schnell ein Kaffeechen schlürfte. Was die Glocken der Pfarrkirche nicht schafften, bewirkten dafür einige Böller. Zu Scharen strömte das Volk Gottes zum Friedhof. Da die guten Leut’ ja alle in der prallen Sonne saßen oder standen, galt für den Gottesdienst: in der Kürze liegt die Würze. Anfangs “untermalten” spielende und quietschende Hunde den Gottesdienst, die laufen dem Herr eben nach, dann traten einige von der Maranatha-Sekte in Aktion. Doch richtete ihr veralteter Lautsprecher wenig Schaden an. Für sie war es eben keine Freude, so viele Katholiken auf einem Haufen zu sehen. Nach dem Gottesdienst marschierte ich noch eine Stunde mit dem Weihwasserkessel über den zugewachsenen Friedhof und kam auch am “Bienengrab” vorbei. Ein allerdings friedliches Bienenvölkchen hatte sich dort eingenistet. Nicht fehlen durfte der Besuch am Grab des im 19. Jahrhunderts bei uns verstorbenen Herrn Meyer, ein Ingenieur aus Danzig. Damit war die Schlacht erfolgreich geschlagen. In Mojinete war ich gestern Vormittag gewesen. Derweil ich euch diese Zeilen noch vor Mittag schreibe, zeigt das Thermometer in meinem Arbeitszimmer 26 Grad an.
Unser Allerseelengottesdienst
Unser Allerseelengottesdienst
Zum Schluss noch Neuigkeiten vom Bau. Neben der Kirche haben wir ein kleines Gelände mit Häuserruinen aus Lehmbacksteinen. Diese werden derzeit abgerissen, die “Adobes” zermahlen und mit Stroh zu neuen Lehmbacksteinen gemacht. Mit diesen soll ein kleiner Gemeindesaal erstellt werden, also Recycling in Esmoraca. Noch regnet es nicht, so dass ich meine Kirchenarbeiter bei der Stange halten möchte. Haben die ‘mal eine neue Arbeit, komme ich nicht mehr so schnell an Arbeiter ran.
„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit
P. Dietmar, Esmoraca Bolivien


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