Montag, 23. September 2013

Esmoraca Mitte September 2013

die Pfarrkirche „San Francisco“ in Esmoraca Bolivien nach dem Umbau
die Pfarrkirche „San Francisco“ in Esmoraca Bolivien nach dem Umbau
Liebe Missionsfreunde
 
Nachdem die vier lieben Besucher aus Offenburg wieder abgereist sind, schön war es mit ihnen gewesen, möchte ich mich neben allen möglichen Arbeiten in der Pfarrei, die Wichtigste natürlich die Seelsorge, dann werkelt man in der Hl. Mission aber auch als Architekt bei der Kirchenrenovierung, als Gärtner, Automechaniker, Hausmeister, Koch etc. herum, frühzeitig dem Weihnachtsbrief widmen. Mein Osterbrief war ja teils mehr als zwei Monate unterwegs gewesen und Freunde hatten mich wissen lassen, dass sie zudem geöffnete Briefe erhalten haben; diese Schnüffelei war wohl aber unabhängig vom „grossen Bruder“ im Norden.
Mehr als ein Besucher war mein „voluntario“ Alexander aus Bruchsal gewesen, der mir von Januar bis Ostern in Esmoraca zur Seite gestanden hat. In entlegenen Landpfarreien auf dem Hochland mitzuhelfen ist für junge Leute aus dem zivilisierten Deutschland allerdings schon eine Herausforderung.
Wie das Foto links oben zeigt, kommt die Renovierung der Pfarrkirche gut voran und geht so langsam in die Zielgerade. Vom Meister bis zu den Arbeitern, das sind junge Männer, sind jetzt alle Esmoraqueños, „Gastarbeiter“ haben wir keine mehr. Ich hoffe, dass wir bis Weihnachten das Gotteshaus drinnen benutzen können. Zur Zeit werden noch der Hauptaltar und die beiden Seitenaltäre restauriert, worin meine Arbeiter sehr viel Kreativität zeigen. Dann werden Betonpfeiler für eine kleine Empore gesetzt und ein neuer Betonboden muss gegossen werden, der später ‘mal mit Keramikplatten verschönert wird. Im nächsten Jahr wollen wir die Kirche auch draussen fertig bekommen. Verputz der Aussenwände, Anbau einer kleinen Sakristei sowie Gartenanlage gehören dazu. Die Mittel von Adveniat sind inzwischen aufgebraucht, jetzt rechnen wir also verstärkt mit unseren lieben Freunden und Wohltätern in Deutschland. Als „Hobby-Architekt“ hole ich mir gelegentlich auch Meinungen per Internet aus Deutschland ein. Sogar der Pastor der Sekte „Cristo libre“ in Mojinete, er ist von Beruf aus Maurer und hat einen Lastwagen, den wir gelegentlich für Sand- und Steintransporte bekommen, hat uns schon einige gute Ratschläge gegeben, versteht sich, immer mit etwas Ironie gewürzt. Unsere Heiligenfigürchen sind für ihn eben Götzenbilder. Trotzdem verstehen wir uns und machen Spässchen miteinander. Auch mit der Maranatha-Sekte hier in Esmoraca gibt es keine Probleme. Hie und da ein Pläuschchen, und sie kämen eben alle in den Himmel und wir „Katholen“ in den „See des Feuers“, die Hölle. Die Renovierung der Pfarrkirche hat bewirkt, was ich mir gewünscht hatte, dass Pfarrgemeinde mehr ins Bewusstsein unser guten Leute rückt. Die „fainas“, also die Mitarbeit von Pfarrangehörigen beim Transport von Sand und Steinen, beim Ausheben von Gruben für die Stützpfeiler der Kirchenaussenmauer sowie die beiden Blitzableiter, klappen erfreulicherweise gut.
Viel Kopfzerbrechen hatte mir Sicherheit der „Kunstschätze“ in meiner zweiten Pfarrei Talina bereitet. Nachdem in Nachbardörfern vermehrt in Kirchen eingebrochen worden war und die Alarmanlage im Pfarrhaus von Talina, wo die Kunstgegenstände gelagert sind, nach Blitzeinschlag seit Monaten nicht mehr funktionierte, musste ich mich auf die Hinterbeine setzen. Ich wollte ja nicht wie ein Bruder des Bischofs, ebenfalls Pfarrer, wegen Nachlässigkeit bzgl. der Sicherheitsmassnahmen mit bei ihm gestohlenen Kunstgegenständen in Potosí ein paar Wochen in Untersuchungshaft einsitzen. So zog ich also mit meinen Arbeitern von Esmoraca für ein paar Tage nach Talina, wo wir über der „Schatzkammer“ eine Zementdecke einzogen, Fenster vergitterten und mit Hilfe von in Argentinien lebenden Taliñenos die alte Alarmanlage wieder in Schuss brachten und zudem eine neue installierten. Sollte jetzt eingebrochen werden, viele Diebe verstehen ja ihr schmutziges Geschäft, kann mir keiner an den Karren fahren. Ich habe getan, was man in einer entlegenen Landpfarrei tun kann.
Beim Tänzchen mit den beiden Lämmern hatte ich diesmal ja den Stephan aus Offenburg zur Seite. Er durfte das schwerere tragen aber er ist ja 10 Jahre Jünger als ich.
Beim Tänzchen mit den beiden Lämmern hatte ich diesmal ja den Stephan aus Offenburg zur Seite. Er durfte das schwerere tragen aber er ist ja 10 Jahre Jünger als ich.
Das Foto rechts wurde beim Fest des Martiriums von Johannes des Täufers in Talina aufgenommen. Die Alferes, also Festausrichter, schenkten dem Padre nach altem Brauchtum zwei Lämmer, mit denen Stephan, einer meiner Besucher aus Offenburg, sowie ich im Pfarrhof ein paar Runden drehen mussten. Talina liegt, das noch angemerkt, an der Strecke der Rallye Dakar im Januar 2014. Sie kommt von Argentinien, streift Talina, führt über Tupiza nach Uyuni, von wo sie nach Chile geht. Januar ist bei uns aber tiefste Regenzeit, wo sonst trockene Flussläufe viel Wasser führen und zudem der Salar von Uyuni unter Regenwasser steht. Wie soll bei diesen Bedingungen eine Rallye ablaufen, frage ich mich?
In meiner Stammpfarrei Esmoraca bin ich wiederum der „padrino“ der Abi-Klassen in Mojinete und Esmoraca. Anfang Oktober werde ich so die lieben Patenkinder auf ihrer Abi-Fahrt bis zur Lehrerausbildungsstätte „Franz Tamayo“ in Llica begleiten, wo ich ja 15 Jahre lang der Pfarrer war. Schüler mit guten Noten von Colegios auf dem Lande werden in der Normal (=Lehrerausbildungsstätte) ohne Aufnahmeprüfung aufgenommen. Von Llica aus fahren die Abiturienten zum Titicacasee weiter, derweil ich nach Esmoraca zurückkehre.
Mitte September, wir stehen jetzt ja auf der südlichen Hemispähre im Frühjahr, doch wechselt das Wetter rasch von etwas Wärme mit Regen bis hin zu heftigen die Sonne verdunkelnden Sandstürmen mit folgenden Kälteeinbrüchen, beginnt bei uns die Aussaat auf den Äckern und in den Gärten. Als Jünger des Hl. Franz bepflanzten wir wieder den Pfarrhof mit diversen Blumen, darunter auch Rosen. Im pfarrlichen Gemüsegarten wachsen auf 3.505 m Höhe immerhin Zwiebeln, Knoblauch, Mohrrüben, Radieschen, Bohnen, Rote Beete, Kohl, Blumenkohl, Salat, Mangold, Mais, Erdbeeren und Kartoffeln. Letztere kommt ja aus Bolivien, sagt man hier. Zudem blühen die aus Mendoza in Argentinien stammenden Apfel- und Birnenbäumchen. Gartenarbeit und mit den Jungs Fussballspielen gehören zu meinen erholsamen Tätigkeiten. Im Osterbrief waren noch zwei Vogelsträusse erwähnt worden, die den Pfarrgarten bewohnten. Diese haben inzwischen das Zeitliche gesegnet, gerade noch rechtzeitig vor der Aussaat. Die beiden Gesellen hätten sonst den ganzen Garten leergefressen.
Zum Briefende möchte ich wiederum allen meinen Wohltätern in der Heimat, die meine Missionsarbeit materiell und mit ihrem Gebet mittragen, ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT sagen. Ohne euch, das humorvoll zum Schluss noch angemerkt, würde auch der Pfarrjeep nicht mehr laufen. Seine Reparaturen verschlingen wegen der schlechten Strassen ein Haufen Geld. Ich bin Stammkunde in der Werkstatt in Tupiza. Und schliessen möchte ich meinen Brief mit der Feststellung, dass ich mich auf diesem Fleckchen Erde über zunehmende Arbeit im Weinberg des Herrn freuen darf, obwohl ich doch bald 60 Jahre jung werde. 

Euch allen wünsche ich besinnliche Tage im Advent, ein FROHES WEIHNACHTSFEST und ein GESEGNETES NEUES JAHR 2014. Nochmals mit "saludos cordiales" und in Dankbarkeit
Euer
P. Dietmar Krämer
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