Freitag, 27. November 2020

Rundbrief Advent 2020

Liebe Missionsfreunde

Ich hoffe, Ihr seid in diesen „apokalyptischen Zeiten” wohlauf. Die Emailversion des Rundbriefes kann immer etwas ausführlicher sein. In der Heimat hätte ich in der derzeitigen Situation schon Bedenken, überhaupt noch auf die Straße zu gehen. Und wie macht Ihr es mit den Einkäufen? Schrecklich!!! Wie konnte es nur soweit kommen?

Bei uns wurde es zeitweise etwas wärmer, auch wenn kalte Nächte dann kürzlich in den Maisfeldern Schäden angerichtet haben. Regen ist noch weit entfernt und die Felder so sehr trocken. Wasser wird knapp.


Foto: Der Padre vor dem Bild des heiligen Franziskus welches von Blumen gesäumt ist
 
Die Zahl der Corona Fälle in Tupiza und Villazón sinkt, die Leutchen werden so aber auch nachlässiger und sorgloser, wie es in Deutschland eben auch ist und war. Im ganzen Pfarrgebiet haben wir erstaunlicherweise aber noch keinen einzigen belegten COVID 19 Fall. Das kann sich aber schnell ändern. Die Schranken wurden bei uns abgeschafft, man kann jetzt reisen, wie man will. Wir stehen zumindest in der Pfarrei: Gewehr bei Fuß und nehmen die Bedrohung durch den Virus sehr ernst.

In Deutschland klammern sich die Hoffnungen vieler bereits an Impfstoffe, davon können wir hier aber nur träumen. Bolivien gehört eben nicht zu den reichen Ländern. Und wenn dann was auf den Markt kommt, dürfte es nicht Spitzenqualität sein.
Was ich in meinem Herbstrundbrief vor den Wahlen im November vorhergesehen hatte, ist eingetroffen. Wir haben erneut eine Linksregierung und Evo Morales ist wieder “zuhause“ in Bolivien, als ob nichts gewesen wäre. Unsere Linksregierungen hier in Lateinamerika haben mit Kirche generell wenig am Hut. Für sie ist und bleibt Kirche ein Relikt des spanischen Kolonialismus. Für mich ist es hier eine Frage der Zeit, bis Evo wieder Präsident wird, der gewählte ist mehr Marionette.

Schließlich hat uns der Hl. Vater nach langem Warten einen neuen Bischof ernannt, einen studierten Herrn aus Tarija. Er war Direktor des nationalen Priesterseminares in Cochabamba und dann Generalvikar seiner Diözese. In Potosí ist er allerdings ein unbeschriebenes Blatt. Mitte Januar soll er zum Bischof geweiht werden. Wie das in COVID-19 Zeiten funktionieren wird, da bin ich gespannt. Es sickerte schon ‘mal durch, dass ein paar Diözesanpriester in Potosí an COVID-19 erkrankten, es aber überstanden haben, also kein Anreiz, zur Bischofsweihe nach Potosí zu fahren.

Foto: Hier können Sie einen Blick in den Innenraum der Kapelle Zapatera werfen

 Die Renovierung der Kapelle in Zapatera geht erfolgreich dem Ende entgegen, eine weitere Regenzeit hätte das Dach nicht überlebt. Also, nach dem Motto, wer wagt, kann auch gewinnen, hatte ich meinen Freundeskreis in der Heimat aktiviert, der dann großzügig mitgezogen hat. Adveniat hat sein Hilfsprogramm völlig umgestellt, hilft also nicht mehr bei Kapellen mit. Über “Patenschaften“ für beispielsweise eine neue Kirchentüre, Beschallung und Beleuchtung der Kapelle, Fußbodenblatten, Plastikstühle etc., konnte ich aber auch einheimische Sponsoren gewinnen. Man muss sich eben etwas einfallen lassen.

Foto: Die im Bau befindliche Front der Kapelle

Am dritten Adventssonntag soll die Einweihung stattfinden, ein weiteres Kopfzerbrechen in Corona Zeiten. Wegen der „bioseguridad“ werden 2 Gottesdienste mit jeweils nur 30 Gläubigen stattfinden, zudem bei guter Belüftung, Sicherheitsabstand und Maskenpflicht. Die Kinder werden an der frischen Luft draußen auf dem Dorfplatz beschäftigt werden. Für den geselligen Teil übernehmen die Ortsautoritäten mit dem örtlichen Krankenhaus dann die Verantwortung. Ohne Musik und ein paar “traguitos” ist bei uns ja kein Festle möglich. Wir sind noch ohne COVID 19 und nicht wie in DL Hochinfektionsgebiet.

Entsprechend der “Desobrigentradition” im brasilianischen Urwald, mit einer lockeren Anwendung kirchlicher Bestimmungen, da war ich ja über 10 Jahre, übernehme ich als Hochlandpfarrer außerordentlicher Weise dann die Kapellen- und Altarsegnung. Natürlich alles in Abstimmung mit dem Diözesanadministrator, der aber auch kein Bischof ist. Der neue Bischof wird dann zudem erstmal die großen Pfarreien in der Diözese besuchen, bevor er das kleine Dorf Zapatera am Ende der Diözese Potosí sehen wird. In der Hl. Mission geht es eben nicht ohne eine gewisse Flexibilität. Das hat uns der verstorbene Bischof Dom Henrique Rüth einst in Cruzero do Sul gelehrt. Er sagte auch: einmal Missionspfarrer, immer Missionspfarrer.

Foto: Das Wasser muss so vom nahen Fluss herangekarrt werden.

 Bauen in der Mission erfordert auch oft viel Improvisation. In Zapatera ist der Wassertank des Dorfes trocken. Wasser muss so vom nahen Fluss herangekarrt werden.

Foto: Schmuckstück des Pfarrhauses ist der Pfarrgarten es beginnt schon einmal zu blühen

Schmuckstück des Pfarrhauses ist der Pfarrgarten, für eine Franziskuspfarrei ein „MUSS“. Der Obergärtner ist der alte Don Miguel, ein pensionierter Chef der „Maestranza“, der mit viel Liebe die Pflänzchen hegt und pflegt Gießen gehört natürlich in der Trockenheit dazu.
 
Foto: Der Padre vor dem Rosengarten. Links der Husky Tobias und rechts Husky Bonny
 
Dann hat Tobias, der weiße Husky Siberiano, “unser Wölfle also”, eine junge Lebensgefährtin, eine Wölfin, bekommen, die Bonifacia, auch Bony gerufen. Auch wenn die beiden in einem katholischen Pfarrhaus leben, gibt es dort natürlich ja keinen „Hundezölibat“. Den Zölibat überlassen die beiden mir, da ich dafür ja die entsprechenden “Gnaden” empfangen habe. Die zukünftigen Welpen sind schon alle vergeben. Ein Husky ist nicht irgendein Vierbeiner, es ist ein Rassehund.
Wie Ihr seht, der Liebe Gott hat mich in Esmoraca an den rechten Platz gestellt.
Allen, die meine Missionsarbeit auch materiell unterstützen, ohne Hilfe auch Deutschland wäre hier absolut nichts los, sage ich wiederum ein HERZLICHES VERGELTS GOTT“. 
 
Foto: Hier sind die Minenarbeiter bei einem Besuch im Pfarrhaus von Esmoraca
 
Jeder Kapellenbau bietet auch die Chance zur spirituellen Erneuerung einer Dorfgemeinschaft. Unsere “Mineros“ haben es nicht so sehr mit intellektuellen Diskursen, sie sind praktisch veranlagt und langen dann zu. Und dann kommen sie aber auch mit ihren Familien zum Gottesdienst. Fürs kommende Jahr wollen mich Minenarbeiter für ein kleines Kapellchen in Tres Cruces gewinnen. „Mal sehen“ vielleicht helft Ihr wieder etwas mit.

Huguito ist mit Frau und Töchterchen in Sachen Führerschein in Tarija. Einmal muss das vom Rotaryklub Darmstadt Bergstraße finanzierte Sozialprojekt über die Bühne gehen. Wegen Corona arbeiten sie im Institut jetzt mit kleinen Gruppen.

Meinen Heimaturlaub fürs kommende Jahr werde ich wohl verschieben. Noch hat es keine Flüge, auch keine Post, und Vorträge kann man auch nicht halten.

Verbleibt mir, Euch allen eine besinnliche Adventszeit zu wünschen, dann ein gesegnetes Weihnachtsfest (bleibt eben zuhause) und fürs neue Jahr ist mein Wunsch: Bleibt gesund!!!

Padre Dietmar Krämer

„Con saludos cordiales” und in Dankbarkeit Euer P. Dietmar Krämer


Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbei.

Missionsgesellschaft vom Hl. Geist
Pax Bank Köln
IBAN: DE29 3706 0193 0021 7330 32
BIC: GENODED1PAX
Wichtig im Verwendungszweck: für P. Dietmar Krämer Bolivien. Spendenbescheinigung auf Wunsch
 bei Angabe der Postadresse.
 
Foto: Heiligenfigur vom Hl. Rochus von Montpellier

In der Pfarrkirche von Esmoraca haben wir eine Heiligenfigur vom Hl. Rochus von Montpellier, Pestheiliger des Mittelalters. Nach der Legende heilte er viele Pestkranke mit einem Kreuz auf die Stirn. Ihn verehren wir als unseren Schutzheilgen: Heiliger ROCHUS, bewahre die Pfarrei und meine Freunde und Wohltäter in der Heimat vor dem Coronavirus durch Christus unseren HERRN.

Postanschrift:
P. Dietmar Krämer, Casilla 194 Tupiza Bolivien
(muss die Post allerdings in Potosí abholen)

Email: dietkraemer@yahoo.de (ich schaue täglich rein !!!)
Websites: www.esmoraca-bolivia.org u. www.facebook.com/esmoraca

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