Esmoraca, am 3. Fastensonntag 2019
Liebe Missionsfreunde!
Erlaubt mir ein Späßchen zu Beginn meines Osterrundbriefes auch im Sinne des “österlichen Lachens”. Das Foto unten bedeutet nicht, dass ich inzwischen in der kirchlichen Hierarchie aufgestiegen wäre, es zeigt mich vielmehr am ‘”martes de ch´alla”, dem bolivianischen Höhepunkt des Karnevals, in der traditionellen Tracht einer Autorität. An diesem Tag “begießt” und “beräuchert” man seinen Besitz und dankt auch der “Pachamama”, der Mutter Erde, dafür.
Der Padre als Karnevalspräsident |
Mich zu Beginn meines Heimaturlaubes wieder in Deutschland einzuleben, war mir diesmal schwerer gefallen. Leben und arbeiten in Deutschland sind komplizierter geworden. Hier in Bolivien musste ich mich nur länger an die Höhe gewöhnen.
Nach Uyuni waren meine “Mannen” im Pfarrtoyo angereist, um den Padre am lokalen Flughafen in Empfang zu nehmen. Es war ein herzlich familiäres “bienvenido”.
In Uyuni hatte ich mich “gefreut”, den Pfarrtoyo unversehrt anzutreffen, er durfte ja unter bestimmten Auflagen in meiner Abwesenheit eingesetzt werden, was nicht ganz risikolos war. Und in Esmoraca “freute” ich mich, wiederum humorvoll gemeint, dass auch Kirche und Pfarrhaus noch standen. Meine durchweg jungen Mitarbeiter hatten sich in den Monaten meines längeren
Deutschlandaufenthaltes bis auf Kleinigkeiten doch wacker geschlagen. Ich habe in Esmoraca ja keine “Studierte” zur Seite wie die Kollegen in den Stadtpfarreien von Tupiza und Villazón, darunter auch Ordensleute, Religionslehrer und ausgebildete Laien, sondern einfache, aber begabte junge Menschen. Über WhatsApp stand ich mit Esmoraca immer in Verbindung und erhielt auch Fotos von den Arbeiten im Garten, im Pfarrhaus und an der Kirche geschickt. So ein bisschen Arbeit hatte ich ihnen ja dagelassen.
Nach ein paar Tagen waren Pfarrhaus und Garten wieder aufgeräumt, bzw. auf “Gringo-Niveau” gebracht, und die Seelsorge konnte normal weiterlaufen.
Als Franziskus-Pfarrei haben wir, wie Ihr unten seht, ja immer neue "Tierlein” im Haus. Zwei Loros kommen aus Chochabamba und bewachten jetzt Apfelbäume.
Besuch aus Cochabamba |
Nach wie vor ist Esmoraca im “Goldrausch”. Drei Gruppen haben auf Suche nach Goldstaub oder kleinen Goldkörnern mit schwerem Gerät, also Kipper, Laster, Bagger etc. den Fluss oberhalb vom Dorf umgegraben und ganze Hügel abgetragen. Das ganze Spektakel schafft für die Einheimischen ein paar Arbeitsplätze. Für Fragen des Umweltschutzes wären wohl staatliche Stellen zuständig. Immerhin haben jetzt die Dorfautoritäten auch auf Initiative der “Residentes” von den Betreibern gefordert, die Gewinne nicht nur in die eigene Tasche zu stecken, sondern auch etwas für die Infrastruktur Esmoraca zu sponsern. Schon ein paarmal war inzwischen die Rohre der Wasserversorgung nach Esmoraca Opfer von Baggerschaufeln geworden. Kürzlich habe ich in Villazón einen 1 200 l - Wassertank aus Hartkunststoff gekauft, so sind wir etwas unabhängiger geworden.
Am Nachmittag wurde geschafft und das mit schwerem Gerät |
Die von mir hier erlebte Regenzeit war heftig aber kurz. Ein paar Tage war Esmoraca allerdings von der Außenwelt abgeschnitten. Inzwischen ist es schon windig und recht trocken. Aus “Nächstenliebe” zog ich auch ‘mal den kleinen Esmoraca-Bus aus dem Dreck, was meiner Kupplungsscheibe aber nicht gut bekam. Gerade eben erreichte mich ein Hilferuf vom selbigen Fuhrunternehmer, der auf 4 600 m Höhe diesmal mit seinem Laster und Passagieren auf der Ladefläche liegen geblieben ist. In dieser Höhe ist es natürlich saukalt. Also schickte ich meinen Toyo rauf, um die Leute´ zu holen. Als Fahrer und Mechaniker habe ich zurzeit einen “Ex-Cabo” der bolivianischen Luftwaffe in der Pfarrei. Er war in Esmoraca Ministrant gewesen und hat dann seinen Militärdienst in Tarija abgeleistet. Reservisten sind normalerweise verlässliche Jungs.
Jeden Tag eine gute Tat… Euer Hochlandpfadfinder |
Im kommenden Jahr wollen wir die Kapelle in Casa Grande an der argentinischen Grenze endlich fertigstellen. Adveniat hatte bereits einen Teil bezahlt, dann war uns aber das Geld ausgegangen. Mein Antrag auf Zusatzfinanzierung wurde kürzlich mit einer weiteren Teilsumme bewilligt, für die ich sehr dankbar bin. Und als “Jünger” des Hl. Franz “bettle” ich den Restbetrag noch zusammen.
In der Kapelle von Casa Grande der Hund des Katecheten mit Pudelmütze und Brille ganz schlau das Tierchen |
Der neue Entelturm mit Handy- und Internetempfang für Esmoraca steht auf dem nahen Cerro Xico 10 km oberhalb von Esmoraca. Das Signal kommt via “enlace” von Tupiza und nicht mehr wie in Mojinete direkt vom Satelliten. Nach Jahren der Vorfreude, bei meinem vorletzten Heimaturlaub sprach man schon davon, funktioniert die Sache seit ein paar Wochen recht gut. An meinem Schreibtisch sitzend habe ich jetzt ein gutes Signal für Handy und Internet und kann mich auch mit Katecheten auf den Dörfern absprechen, ohne jemanden mit dem Motorrad hinschicken zu müssen. Drei Monate sei Probelauf, dann folgt die Endübergabe. Auch bei uns hat ja fast jeder Erstklässler schon ein Handy. Diese “Segnung der Technik” bringt natürlich auch Probleme mit sich.
Der ENTEL Turm in Esmoraca Bolivien |
Die Pfarrei Esmoraca wäre ohne die finanzielle Solidarität aus Deutschland bekannterweise schon längst tot. In die Pfarrkasse kommt derzeit noch mehr Geld durch den Gemüseverkauf aus dem Pfarrgarten rein als durch Messintensionen, Taufgebühren und Hochzeiten. Allen die meine Missionsarbeit so finanziell mittragen sage ich an dieser Stelle wiederum ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT! Spendengelder fließen nicht nur in Kapellenbauten, sondern auch in soziale Projekte. Ohne meine jungen Mitarbeiter, einige sind Familienväter, wäre die Pfarrei ohne Leben. Sie arbeiten ja nicht nur im Garten oder beim Instandhalten und Bauen in der Pfarrei mit, sie übernehmen auch pastorale Aufgaben. Ein kleiner Ministrant unterhält mit den monatlichen 20 Euro seines deutschen Paten, den ich ihm besorgt hatte, seine kranke Mutter mit der alten Oma.
Apfelernte im Pfarrgarten |
Der “legendäre” Huguito hat zunächst sein Mechaniker Studium in Tarija abgebrochen, will dann aber im Juli in Tupiza an einer staatlichen Schule weiterstudieren. Was mich freut, ist, dass er sich zu einem recht verantwortungsvollen Familienvater entwickelt hat, der für seine junge Frau mit zwei Töchterchen sorgt. Entsprechend hat er seine schlechten Junggesellenmanieren mit Suff usw. abgelegt. Bei Gelegenheit werde ich dann wieder um Paten für sein Studium werben.
Der Abi-Jahrgang 2019 hat mich erneut zum Padrino der Promoción gekürt, was ich aus pastoralen Gründen angenommen habe. Sie müssen dann aber auch in der Pfarrei etwas mitmachen.
Der Emailrundbrief ist ausführlicher und bunter, aber einige wollen eben Ihren Briefkasten für Privatpost freihalten.
Ich wünsche Euch allen noch eine im Glauben erneuernde Fastenzeit, der ein FROHES und GESEGNETES OSTERFEST folgen möge.
“con saludos cordials” und in Dankbarkeit Euer P. Dietmar Krämer
Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit
Missionsgesellschaft vom Hl. Geist
Missionsgesellschaft vom Hl. Geist
Pax Bank Köln IBAN:
DE29 3706 0193 0021 7330 32
BIC: GENODED1PAX
mit Vermerk: für P. Dietmar Krämer Bolivien
Spendenbescheinigung auf Wunsch
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