Montag, 12. März 2018

Rundbrief Ostern 2018

Esmoraca, am 4. Fastensonntag (Laetare) 2018

Casa Grande fast bis zur Kapelle unter Wasser
Casa Grande fast bis zur Kapelle unter Wasser
Liebe Missionsfreunde
Im Weihnachtsbrief klagte ich noch bitterlich über die Dürre in unseren Landen, Mitte Januar 2018 kam es dann aber “knüppeldick” anders. Sintflutartige Regenfälle gingen über uns hernieder, machten Erdpisten unpassierbar und füllten sonst trockene Flussläufe mit Wasser. Zeitweise war Esmoraca von der Aussenwelt abgeschnitten.
Bis Mitte Januar 2018 waren meine Pfarrarbeiter noch auf Ihren klapprigen Motorrädchen die 35 km zum Kapellenbau nach Casa Grande an der argentinischen Grenze gefahren, mit dem Toyo kam man schon lange nicht mehr durch, bis dann auch eine Brückenauffahrt in Mojinete von den Wassermassen weggeschwemmt worden war und wir die Arbeiten zunächst einstellen mussten. Das Foto links oben zeigt Casa Grande fast bis zur Kapelle unter Wasser. Am Karnevalsmontag findet der traditionelle Karneval mit Trommeln, Tanz und weissen Fahnen zu Ehren der “Mutter Erde” auf dem Platz vor der Kapelle in Mojinete statt. Um mich etwas unter die Jugend zu mischen, durchquerte ich den Fluss Mojinete zu Fuss bis zum Bauch im kalten Wasser. Dass ich nicht krank wurde, zeugt davon: ich bin noch relativ gut drauf.

Da bei uns dauernd verschüttete Erdpisten geräumt werden mussten, habe ich ein bisschen mit dem Bulldozer arbeiten gelernt; einer meiner Kindheitsträume
Da bei uns dauernd verschüttete Erdpisten geräumt werden mussten, habe ich ein bisschen mit dem Bulldozer arbeiten gelernt; einer meiner Kindheitsträume
Viel schlimmer traf es die Provinzhauptstadt Tupiza, wo der sonst “zahme” Hausfluss viele Häuser mitgerissen hat. Der Notstand war ausgerufen worden. Ja, und mit Ende Februar war der Spuk auf einmal vorbei. Seither regnet es nur noch sporatisch und ist morgens herbstlich kühler geworden. Die Regenzeit dauerte also nur einen Monat, war aber mehr als deftig. Gartenarbeit ist grösstenteils zum Stillstand gekommen, im Gewächshaus pflegen und hegen wir noch die Tomaten.
Geistliche müssen sich fortbilden, gemeint ist natürlich in der Pastoral. Da bei uns dauernd verschüttete Erdpisten geräumt werden mussten, habe ich ein bisschen mit dem Bulldozer arbeiten gelernt; einer meiner Kindheitsträume. Das ist eben das Schöne in der Mission, die Arbeit ist vielseitig und der Stress ein natürlicher. “Claro”, ich widme mich auch noch theologischer Literatur, will ja kein “burro [Esel]” werden.
Im Weihnachtsrundbrief hatte ich um Spender geworben, die das Studium des seit Jahren im Pfarrhaus wohnenden “Huguito” in Tarija mittragen mögen. Seine Mutter sowie der Stiefvater können das bei weiteren kleinen Kindern alleine finanziell nicht bewältigen. Vier Helfer habe ich für monatliche Zuwendungen gefunden und drei haben spontan einen Betrag überwiesen. Super, damit ist das “Sozialprojekt Huguito” gesichert. Natürlich werde ich das Ganze persönlich begleiten.
Mein “Heimaturlaub” im Herbst diesen Jahres, der ja auch der Werbung für meine Missionsarbeit sowie der Finanzierung selbiger dient, wirft schon Schatten voraus. Es gilt, Vertretungen zu organisieren, was vergleichbar mit der Bildung einer “Jamaika-Koalition” ist, nur, dass diese bei uns dann eben klappt. Die Pfarreien von Tupiza, Cotagaita und Villazón-Zentrum machen mit. Dazu kommt noch ein befreundeter Priester aus Potosi. Vielleicht bekomme ich auch noch zwei Seminaristen der Weihnachtspastoral aus Potosí dazu
Es wäre ein Armutszeugnis für meine langjährige Pastoralarbeit hier, die Pfarrei wegen zeitlicher Abwesenheit des Pfarrers zu schliessen. Die Vertretungsgeistlichen bringen zudem engagierte Laien und Jugendliche aus ihren Pfarreien mit nach Esmoraca, so dass meine Schäflein durch andere Arbeitsweisen in der Seelsorge bereichert werden. Auch gehen in Casa Grande, wohin die Piste schon wieder geräumt ist, die Arbeiten an der Kapelle weiter und in Esmoraca werden der Garten mit Gewächshaus am Leben erhalten. Das ist nicht ganz problemlos, aber nur wer wagt, kann gewinnen. Natürlich “motte” ich auch nicht den Pfarrtoyo ein, den fährt zu notwendigen Einsätzen einer meiner Pfarrarbeiter mit Führerschein. Und dass alles soweit klappt, dafür haben wir ja auch noch den Hl. Franz als Pfarrpatron und Fürsprecher im Himmel.
Das neue Schuljahr hat seit Februar begonnen, in Esmoraca aber ohne neue Direktoren. In der Grundschule sowie dem Colegio übernahmen zwei Lehrer kommisarisch die Verwaltung. Es will eben keiner im abgelegenen Esmoraca “hinter den Bergen bei den sieben Zwergen” als Direktor arbeiten.
Dafür hat Esmoraca aber einen eigenen Pfarrer, der Dank der finanziellen Solidarität vieler Freunde in der Heimat eine lebendige und für Esmoraca und die umliegenden Dörfer produktive Pfarrgemeinde geschaffen hat. Dafür sage ich Euch allen wiederum ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT!
Dass ein persönliches Dankeswort oft auf sich warten lässt, obwohl ich mich über jede Spende wirklich freue, hängt auch damit zusammen, dass das Internet über die Entelantenne in Mojinete sehr schwach ist und wir seit einiger Zeit zudem keine Post mehr haben. Mit Präsidenzialdekret war Ecobol nach Skandalen aufgelöst worden. Doch kein Grund zur Panik. den Namen der neuen Postverwaltung kennen wir ja schon: “Agencia Boliviana de Correos” und irgendwann wird die Post unter diesem Namen dann auch wieder funktionieren. Andere Länder, andere Sitten, kann man diese Situation humorvoll kommentieren.

Die Pre-Prom des Colegio zu Besuch beim Padre, ein schöner Pfarrgarten lädt eben ein und wirkt kommunikativ
Die Pre-Prom des Colegio zu Besuch beim Padre, ein schöner Pfarrgarten lädt eben ein und wirkt kommunikativ
 Die zwei mir für den Postbrief zur Verfügung stehenden A 4-Seiten, der wohlweislich mit der deutschen Post verschickt wird, sind voll, obwohl es noch viel zu berichten gäbe. Der Pfarrtoyo hat nach knapp 4 Monaten wieder neue Reifen erhalten. Dann sind meine Arbeiter dabei, Risse an den äusseren Kirchenwänden zu flicken, die ich auf unser “hartes” Klima zurückführe. Maschendraht war ja aufs Adobe genagelt worden. Und vor meinem Heimaturlaub soll noch das Kirchendach zum wiederholten Male gespritzt werden, natürlich immer im schönen “gindo”.
Mein Hauptquartier in Deutschland werde ich wieder am Fusse des Schwarzwaldes im Blumendorf Sasbachwalden aufschlagen.
Ich wünsche Euch allen noch Tage der geistlichen Erneuerung in der Fastenzeit, dann ein gesegnetes Oster- und frohes Pfingstfest. Und natürlich freue ich mich aufs Wiedersehen!

„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit Euer P. Dietmar Krämer.

„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit Euer P. Dietmar Krämer.


Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit:
=> MISSIONSPROKUR KNECHTSTEDEN bei der Pax-Bank Köln
Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX mit Vermerk: für P. Dietmar, Bolivien. (unbedingt angeben!!!). Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.

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