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ESMORACA liegt auf 3.500 m Höhe in der Provinz SUD
CHICHAS, in bergiger Gegend, jeweils etwas mehr als 100 km von den
größeren Städten Tupiza und Villazón entfernt, und ist CANTON, also
Verwaltungszentrum einer kleinen Region. Seit der Kolonisation wurde
und wird in Bergminen Gold, Antimon und Wolfram gefördert. Die Zeit
großer Funde ist allerdings vorbei. Man sagt, daß das Dorf von
Minenstollen untergraben ist. Und in einem dieser Stollen sei, wie
sollte es auch anders sein, ein Goldschatz aus den Wirren des
Unabhängigkeitskrieges versteckt. Argentinische Truppen hatten damals
die Gegend unsicher gemacht.
In der Pfarrkirche ist Dr. Bartolomé de Alarcón beigesetzt,
ein im Süden Boliviens und im Norden Argentiniens bekannter und
geschätzter Geistlicher des vergangenen Jahrhunderts. Und auf dem
heimischen Friedhof ruht ein Mann aus Danzig.
Im Dorf selber leben etwas mehr als 300 Leut’, zumeist Minenarbeiter mit
ihren Familien, von der 10 km entfernten Wolfram- und Goldmine “Pueblo
Viejo”. Neben dem Bergbau betreiben viele aber auch noch etwas Ackerbau
und Viehzucht. Hauptsächlich Mais wird angebaut und Bergziegen werden
gehalten. Der ganze Cantón mit weiteren 11 kleinen Dörfern, bzw.
Gehöften zählt an die 1000 Seelen. Von daher ist’s verständlich, daß ich
zur Stammpfarrei noch das nur 10 km entfernte Mojinete in Süd Lipez
dazu bekam. Ein Colegio sowie eine Grundschule befinden sich auch im
Ort. Derweil die Abiklassen in Llica meist um die 30 Schüler zählten,
kommen hier in diesem Jahr gerade einmal 12 zusammen. Von wärmeren
Esmoraca aus wurde früher das hoch gelegene und so kalte Lipez
mitverwaltet. Bei meiner Amtseinführung hieß es, daß ich seit 80 Jahren
wieder der erste Pfarrer vor Ort sei. Das von Esmoraca 10 km entfernte
MOJINETE, direkt an der argentinischen Grenze gelegen, ist 2. Hauptort
der Provinz Süd Lipez und zählt mit seinen teils auf 4 000 m Höhe
gelegenen Dörfern an die 800 Einwohner. Die zu Mojinete gehörenden
Dörfern besuche ich zu Fuß, da es dorthin noch keine Straßen gibt. In
Mojinete stehen auf knapp 3 200 m Apfel- und Pfirsichbäume.
In der Pfarrei Esmoraca, zu der auch Mojinete mit seinen Dörfern gehört,
bin ich jetzt als Pfarrer seit April 2008 im Amte. Zu den Mineros, die
einen Großteil der Schäfchen stellen, habe ich inzwischen ein gutes
Verhältnis gefunden und es hat sich auch wieder ein Häufchen Pfarrjugend
gebildet. Das Pfarrhaus in Esmoraca ist bewohnbar geworden, die aus der
Spanierzeit stammende Pfarrkirche wurde neu gebaut und in der zweiten
Jahreshälfte 2015 fertiggestellt.
Das Dorf Esmoraca zählt derzeit über den Daumen gepeilt an die
300 Seelen. Arbeit bietet einigen Familienvätern ein “Flussbesitzer”
unterhalb von Esmoraca, der mit Baggern das trockene Flussbett bis auf
sechs Meter Tiefe umgräbt und verunstaltet: Ab 6 Metern beginnt der
Felsen.Pfarrkirche in Esmoraca Bolivien |
Hier blühen auch Pfirsichbäume |
Zudem arbeiten ein paar in der ehemaligen Haus Mine “Pueblo Viejo” in Konstruktion. Das Bergwerk selber ist stillgelegt. Dann kommen Ackerbau und etwas Viehzucht hinzu. Bezüglich der Kirche dürften etwa 70% Katholiken sein, von denen an ”guten” Sonntagen” etwa 30% zum Gottesdienst kommen. Da sind wir im Vergleich zu DL also noch gut bestückt. Um die 20 % gehören zur Sekte “Maranatha”, allerdings bei weitem nicht alle “aktiv”, deren Pastor bis auf seinen Acker ohne Arbeit ist und seine restliche Zeit mit dem Abwerben minderjähriger Jugendlicher sowie Katholiken an unserer Peripherie füllt. Spezialität der Sekte ist das “nahende Ende der Welt” sowie “Krankenheilungen”. Die Sekte spricht hauptsächlich Mädchen an, die dann ihre Freunde mit auf ihre Seite ziehen. Pastorale Herausforderungen, die ein deutscher Pfarrer nicht kennt.
Ja, und der Rest sind liebe Leute, deren Gott, wie Paulus schreibt, eben der Bauch ist. Von den 20 Lehrern, eigentlich wichtige Leute im Dorf, haben nur bis zu 3 mit Kirche ´was am Hut, also 15 %. Sport als Fußball und Minifußball ist bei uns zu einer Art “Religion” geworden. Ein Turnier jagt das andere. Diese Mentalität fördert eben auch der bolivianische Staat. Den Pfarrpatron, den Hl. Franz, feierte ich diesmal mit einem Gottesdienst in der Mine Candelaria, in Esmoraca wären wegen eines dieser Fußballturniere nur ein paar ältere Herrschaften zur Kirche gekommen.
Zu meinem Sprengel gehören dann noch umliegende kleinere Dörfer, Campamientos von Minen und Gehöfte sowie das Municipio von Mojinete. In dem 8 Fahrtstunden entfernten Bonete Palca war ich kürzlich, um mit 10 Erwachsenen und 10 Kindern Gottesdienst zu feiern. In diesem Umfeld halte ich das Fähnlein einer lebendigen und solidarischen Pfarrgemeinde hoch. Also, Missionsarbeit ist auch “Knochenarbeit” und nicht nur von Erfolgen gekürt, man muss auch “einstecken” können.
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