Esmoraca, Ende September 2016
Liebe Missionsfreunde
Das Foto oben bedeutet nicht, dass die Pfarrei Esmoraca jetzt zu World Disneyland gehört, vielmehr zeigt es unser geschmücktes Auto am bolivianischen Unabhängigkeitstag. An dem muss marschiert werden und wir rollten so am „Vaterlandsaltar“ mit Simón Bolívar und Antonio José Sucre vorbei. Wir sind eben auch „Esmoraqueños“.
Nach einem strengen Winter steht der Frühling mit der Regenzeit vor der Türe und die „T-Shirt-Zeit“ beginnt. Erste Gewitter mit kräftigen Regengüssen sind inzwischen schon über Esmoraca runtergegangen. Die beiden Gartenanlagen im Pfarrhaus mit Blumen, darunter natürlich Rosen und Gemüse wie Zwiebelsetzlinge, Mohrrüben, Kohl, Blumenkohl, Brokkoli, Radieschen und Feldsalat sind bereits angelegt und die neuen Pflänzchen sind zu sehen. Das Gewächshaus ist für Tomaten und Gurken reserviert. Neu sind drei Pflaumenbäumchen aus Mendoza in Argentinien. Das Fleckchen hinter dem Gewächshaus beheimatet inzwischen fünf Hühner mit ihrem Hahn. So freut sich der Padre täglich über frische „Bioeier“ glücklicher Hühner. Gartenarbeit bedeutet für mich körperlich-geistige Entspannung und der Rosengarten lädt zudem zum Brevier beten ein. Esmoraca ist für mich zu einem Zuhause geworden, wo ich mich wohlfühle.
Die neuen Ministranten in Esmoraca
Jugendarbeit läuft bei uns derzeit super, sie ist aber leichter als in Deutschland. Unsere Jungs und Mädchen laufen zwar auch schon mit Handys in der Hand herum, sind für Religion aber ansprechbarer. Für die Erstkommunion- sowie Firm Vorbereitung in Esmoraca konnte ich ein junges Ehepaar gewinnen, was die Sache besser macht als zuvor die Lehrer. Mit letzteren habe ich in diesem Schuljahr in Esmoraca kein Glück, sie haben mit Kirche nichts am Hut. An den Gottesdiensten nimmt keiner teil. In Mojinete sieht es hingegen besser aus, dort helfen zwei Lehrer bei der Erstkommunionvorbereitung mit. Aus der Abiturientenschar, deren Padrino ich wie schon so oft bin, habe ich in Esmoraca einen Jugendchor auf die Beine gestellt. Sie helfen aber auch sonst in der Gemeinde mit. Lustig sind auch die neuen Ministranten im „Häs“ von St. Venantius in Wertheim.
Um die Infrastruktur der Pfarrei in Schuss zu halten mit dauernd anfallenden Reparaturarbeiten an der Pfarrkirche sowie dem Pfarrhaus, der Pflege der Gärten sowie Reparaturen am Pfarrjeep, beschäftige ich nach wie vor einige Kirchenarbeiter, meist junge Männer mit Familien. Selbige begleiten mich mit anderen Jugendlichen auch auf Pastoralfahrten zu entlegenen Kapellen. Alleine fahre ich keine längeren Strecken in unseren entlegenen Gebieten.
Es gibt immer etwas zum reparieren
Noch in diesem Jahr hoffe ich, einen neuen Pfarr Toyota im Dienste der Pfarrei zu haben. Früher hatte Adveniat die Gesamtkosten eines neuen Autos übernommen, heute gibt es wegen des Rückgangs der Weihnachtskollekte nur noch einen Zuschuss von einem Drittel der Anschaffungskosten. Den Rest bestreite ich mit dem Verkauf des alten Gefährtes sowie Missionsspenden meines Förder- und Freundeskreises. Da ich in Esmoraca ohne Auto nur wenig arbeiten kann, muss der alte Toyota, der von der Steuer befreit und so nicht ohne weiteres zu verkaufen ist, zunächst verkauft werden, das Geld brauche ich ja, und in Potosí muss sofort ein neues Gefährt bereitstehen. Ein weiteres größeres Projekt ist ein Mehrzweck-Pfarrsaal neben der Kirche, für den ich bei meinem Heimaturlaub vor einem Jahr den Rotary-Club Darmstadt begeistern konnte.
Ich frage mich oft, wie ich früher zu Esmoraca und Mojinete noch einen Teil von Talina mitversorgen konnte. Als „Mädchen für alles“ in der Pfarrei fühle ich mich auch ohne Talina mehr als gut ausgelastet, was daran sichtbar wird, dass ich immer weniger zum Briefeschreiben komme. Meine stärkere Präsenz in Esmoraca hat scheint’s zur Folge, dass die guten Leut‘ mehr ihren Pfarrer beanspruchen. Statt Leiter einer Seelsorgeeinheit in deutschen Landen sein zu müssen, danke ich dem Lieben Gott allerdings dafür, dass er mich zum Dorfpfarrer auf dem bolivianischen Hochland bestellt hat. Das macht man auch noch ganz gut als „älterer Herr“. Ich sehne mich im Vergleich zu anderen Kollegen in DL also nicht nach meiner Pensionierung.
Ohne die materielle Solidarität lieber Freunde in der Heimat in Form von Missionsspenden könnte ich das Fähnchen einer lebendigen Pfarrgemeinde in diesem entlegenen Teil Boliviens nicht hochhalten. Die Pfarrei Esmoraca hat aus Messintensionen, Taufgebühren etc. ja kaum Einkünfte. Es kommt mehr Geld in die Pfarrkasse durch den Gemüsegarten rein.
Ein bolivianischer Priester wäre hier schon verhungert. Und so sage ich all den Förderern meiner pastoral sozialen Pfarrarbeit wie schon so oft ein ganz HERZLICHES VERGELT’S GOTT!
Der Kommunionkurs 2016
Die Arbeitslosigkeit wächst in unserer Gegend wegen des Zusammenbruchs vieler Bergwerksminen. Beschäftigte die Wolframmine „Pueblo Viejo“, 10 km oberhalb von Esmoraca, in den 80-ziger Jahren noch knapp 100 Mineros, arbeiten derzeit 2 Ingenieure mit 2 Arbeiter daran, den goldstaubhaltigen Minenschutt nach Potosí zu verkaufen. Viele Ex-Mineros halten sich und ihre Familien mit etwas Goldschürfen in den ausserhalb der Regenzeit trockenen Flussläufen über Wasser. Im Colegio ist die Zahl der Schüler von 140, als ich 2008 hierherkam, auf etwas über 70 geschrumpft. Es gibt aber auch Lichtblicke. Dazu gehört an erster Stelle zweifelslos die Gegenwart einer lebendigen aktiven Pfarrei. Seit ein paar Monaten wurde aber auch eine neue Strasse fertig, die die Grenzstadt Villazón mit Esmoraca verbindet und über Viluyo-Santa Isabell bis Uyuni weitergeführt werden soll. In Uyuni, fünf Fahrtstunden mit dem Auto von Esmoraca entfernt, hat es einen Flughafen. Von dort aus kann ich in einer halben Stunde, statt 10 Stunden mit dem Auto, nach La Paz fliegen.
Die Email-Ausgabe des Rundbriefes kann ausführlicher sein als die Briefversion. Allerdings ist’s Mailen selber ein leidiges Thema von Esmoraca aus. Um ein Handysignal zu bekommen, fahre ich mit dem Auto 15 Minuten eine Anhöhe rauf zum „Punto Entel“. Von dort sehe ich in der Ferne das Dorf Mojinete, wo die Entelantenne steht. Einmal im Internet drin, wird zuerst der Northon-Virenschutz aktualisiert. Dann lese ich meine Mails aus und bekomme vielleicht noch zwei bis drei rüber, und damit ist die Batterie des Notebook leer oder ich fahre eben nach 1 ½ Stunden nach Esmoraca zurück. Ich habe es auch schon geschafft, beim Emailverschicken die Vesper zu beten.
Frühling in Esmoraca Bolivien
Ich wünsche Euch noch einen schönen Herbst, auf diese Jahreszeit lege ich ja immer meinen Heimaturlaub, und verbleibe mit „saludos cordiales“ und in Dankbarkeit
Euer P. Dietmar.
Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit:
=> MISSIONSPROKUR KNECHTSTEDEN bei der Deutschen Bank Köln: IBAN: DE66 3707 0024 0122 72 71 00 und BIC: DEUTDEDBKOE
mit Vermerk: für P. Dietmar, Bolivien. (unbedingt angeben!!!).
Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.
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Email: dietkraemer@yahoo.de und Website: www.esmoraca-bolivia.org
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