Dienstag, 16. Februar 2016

Esmoraca in der Fastenzeit 2016

Esmoraca, am 01. Fastensonntag (Domingo de Tentación) 2016
Liebe Missionsfreunde!
Den Osterbrief erhaltet Ihr diesmal nicht mehr aus dem schönen Sasbachwalden, wo ich im Heimaturlaub vier Monate lang meinen Wohnsitz hatte, sondern aus Esmoraca „manta“ („manta“ auf Quechua heißt ebenfalls schön), wo ich lebe und arbeite.

Höhepunkt des Karnevals in Bolivien ist der Fasnachtsdienstag, der „martes de ch’alla“. An dem wird der Besitz begossen, in der Hoffnung, dass er sich vermehrt. Links neben mir auf dem Foto sitzen und stehen die beiden Katecheten, ältere Herren, und direkt neben mir, Huguito, ein Halbwaise, der als Bub seit der Grundschule in der Pfarrei mit lebt, inzwischen Abitur gemacht hat und zum Militär soll. Mit wechselndem Erfolg versuchte ich seiner Mutter, eine sehr einfache Frau, über Jahre bei der Erziehung unter die Arme zu greifen. Fürs Priesterseminar ist er wohl nicht geeignet, es sei denn, der Liebe Gott wirkt ein großes Wunder. Huguito hängt am Sozialfond der Pfarrei, seine Mutter hat weitere Kinder vom 2. Mann und es reicht zuhause nur zum Essen. Nun, ich verschließe mich solchen Problemen nicht, denn sie lassen meinen „Heiligenschein“ heller leuchten.
Die Monate in Deutschland waren schnell vorbei, es war schön gewesen, viele alte Freunde getroffen zu haben. Wie immer war der Heimaturlaub aber auch ein strammer „Arbeitsurlaub“. Da meine Pfarreien eben von Deutschland leben, galt es, in Deutschland für meine Arbeit die Werbetrommel zu rühren. Seit ich zurück bin, hat die Pfarrkasse z. B. mehr Einnahmen aus dem Verkauf von Gemüse im Pfarrgarten als durch Messintensionen oder Taufen; also ohne DL gäbe es in Esmoraca keine Pfarrgemeinde, weniger noch eine lebendige.
In den vier Monaten meines Deutschlandaufenthaltes haben meine Kirchenarbeiter die Pfarrei am Leben erhalten und die Hausaufgaben soweit erfüllt. Prunkstück ihrer Arbeit ist ein Gewächshaus aus Lehmbacksteinen, in dem Tomaten etwas „ungeordnet“ wachsen. Aber mein Gärtner lernt eben noch. Vor meinem Heimaturlaub hatte es ja zwei Optionen gegeben: die Pfarrei dicht zu machen oder, in der Hoffnung, dass alles soweit gut geht, den „Laden“ weiterlaufen zu lassen. Für Letzteres hatte ich mich entschieden und die Rechnung war dank des Hl. Franz, unseres Pfarrpatrones, aufgegangen.
Über die Regenzeit ist die Zahl meiner Arbeiter nun aber auf drei geschrumpft. Edgar, der Fahrer des Turnero, also Lastwagens mit Personenbeförderung von Esmoraca nach Tupiza, ist für ein paar Tage in der Woche der Hausklempner, Elektriker sowie für den Pfarrjeep zuständig. Er tätigt aber auch Einkäufe in Tupiza. Sonst wäre ich ja dauernd unterwegs.
Franz ist Mädchen für alles, sofern er zur Arbeit erscheint. Er ist nicht voll belastbar. Rasen mäht er aber gerne, auch wenn er gelegentlich das Kabel des elektrischen Mähers „durchmäht“. Er hat fast keine Schulbildung, ist aber sehr sozial eingestellt und klebt nicht am Geld; passt also in eine Franziskuspfarrei. Hugo ist der Gärtner und Koch, manchmal helfen seine Frau sowie Sebastian und die halbblinde Paula mit. Ein weiteres Brüderchen oder Schwesterchen steht bald an. Im entlegenen Esmoraca kann ich ja nicht als Einsiedler alleine im Pfarrhaus sitzen, ich brauche Freunde und Mitarbeiter.
Mit mir kam Anfang Januar der Regen ins bis dahin trockene Esmoraca, eine Freude für die Campesinos, für die Autofahrer aber ein Greul. Die eh schon schlechten Straßen sind jetzt noch verschlammt und die Flüsse führen oft viel Wasser. Da unser Pfarrjeep bekanntlich klapprig ist, habe ich auf weiteren Strecken immer einen dabei, der was von Mechanik versteht. Vor Unwettern mit Hagelschlag sind wir im Vergleich zu anderen Gegenden bislang aber verschont geblieben.


Zu Sonntagsgottesdiensten in Dorfkapellen begleiten mich gerne Jugendliche und Kinder, mit denen ich dann nach getaner Arbeit im Pfarrhaus zu Mittag oder Abend esse. Ein Pfeiler von der Jugendarbeit ist, gemeinsam lachen, ´was erleben und die Lebens- und Glaubensfreude mit anderen teilen; das habe ich als Pfadfinderkurat gelernt.
Jetzt noch ein paar Worte zu anstehenden Projekten, die eben auch zu einer lebendigen Gemeinde gehören. Mitte des Jahres hoffe ich, von Adveniat im Rahmen eines Projektes dann soviel zu erhalten, um mit dem Verkauf des alten Jeeps ein neues Gefährt kaufen zu können. Den Restbetrag werden meine lieben Missionsfreunde wohl ergänzen müssen. Ein weiteres Adveniat-Projekt ist der Bau einer neuen Kapelle in Casa Grande an der argentinischen Grenze. Bei allen Adveniat Projekten stehen 30% Eigenanteil an. Für den Bau eines kleinen Pfarrsaales neben der Pfarrkirche werbe ich bei einem Rotary-Club, wo einer meiner Klassenkameraden der Präsident ist, um einen Zuschuss. Mal schauen, ob wir „Glück“ haben. Kapelle sowie Pfarrsaal würden ein paar Arbeitsplätze schaffen, die in Esmoraca zur Zeit rar sind. Zu guter Letzt denke ich noch an einen Lichtmotor, da unsere Stromversorgung dauernd zusammenbricht.
Die wirtschaftliche Situation der Menschen in der Pfarrei hat sich in den letzten Monaten verschlechtert. Dafür ist auch die Zahl angetrunkener Männer im Dorf ein Indikator. Die Haus Mine „Pueblo Viejo“ über Esmoraca war ja schon seit längerem geschlossen. Vor Weihnachten machte dann noch das Bergwerk „Candelaria“ unerwartet dicht, wo an die 30 Esmoraqueños als Minenarbeiter für sich und ihre Familien das Brot verdienten. Fallende Mineralpreise sowie Misswirtschaft werden dafür verantwortlich gemacht. Die Schülerzahl ist am Colegio entsprechend sehr zurückgegangen. In Deutschland erreichte mich die Nachricht, dass Esmoraca im neuen Jahr bald ein Telekommunikationszentrum mit Handysignal, Internetzugang etc. haben werde, um dieses Projekt ist es wieder still geworden. Nach wie vor muss ich 15 Minuten auf holpriger Straße einen Berg rauffahren, um mit Blick auf Mojinete in ein schneckenlangsames Internet zu kommen. Auch das dreiphasige Stromprojekt, für eine Reaktivierung des Bergwerkes oberhalb von Esmoraca absolut nötig, ist zunächst vom Tisch, trotz vieler neu aufgestellter Pfosten und daran hängender Kabel. So hängt der Transformator noch an einer Ecke des Pfarrhauses. Neben der Instandsetzung von Pfarrhaus und Pfarrkirche sowie der Renovierung des Colegio mit einer neuen offenen Sporthalle hat es, derweil ich in Esmoraca lebe, nichts an Vorzeigbarem gegeben. Also ohne lebendige Pfarrei vor Ort, wäre es noch trauriger hier, hörte ich schon oft sagen.
An dieser Stelle sage ich allen, die meine pastoral-soziale Missionsarbeit auch materiell mittragen, sie ist Hoffnungszeichen fürs Dorf, wie schon so oft, ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT! Einige „Schokoladenfreunde“ werden keinen persönlichen Dank erhalten, da meine Jungs in meiner Abwesenheit leere Schokokartons entsorgt haben. Trotzdem hatten die Kinder sich über die Schoko gefreut und sagen DANKE!
Es gäbe noch vieles zu berichten, aber meine „Druckerei“ in Deutschland verlangt strenge Einhaltung des A 4-Formates. Wissensdurstige finden aber immer neue Infos auf meinen Websites und zudem im Internet einen ausführlicheren Osterbrief.

Verbleibt mir, Euch allen noch eine fruchtbringende Fastenzeit durch Gebet, Solidarität und einfaches Leben zu wünschen, der dann ein FROHES und GESEGNETES OSTERFEST folgen möge.
„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit Euer P. Dietmar.

Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit:
=> MISSIONSPROKUR KNECHTSTEDEN bei der Deutschen Bank Köln:
IBAN: DE66 3707 0024 0122 72 71 00 und BIC: DEUTDEDBKOE
mit Vermerk: für P. Dietmar, Bolivien. (unbedingt angeben!!!).

Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.

Rundbrief in großer Schrift als pdf herunterladen<<<<<<<<<

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