Samstag, 29. November 2014

Rundbrief Weihnachten 2014

Liebe Missionsfreunde!
Zurzeit erfreuen wir uns im Süden Boliviens an Rekordtemperaturen mit mittags über 28 Grad in meinem Arbeitszimmer, und das auf 3500 m Höhe. Weiße Weihnachten würden bei uns Hagelschlag bedeuten und wären so eine Katastrophe für mich als Hobbygärtner und alle anderen, die Mais, Bohnen und Kartoffeln angepflanzt haben. Hohe Temperaturen haben aber oft Hagel mit großen Körnern zur Folge. Trotz der Hitze tagsüber hatten wir kürzlich eine recht kalte Nacht, was auf 3500 m Höhe vorkommt, und diese hatte Blätter an Mais und Kartoffeln erfrieren, bzw. verwelken lassen. Landwirtschaft ist auf unseren Höhen mit großen Risiken verbunden. Geerntet haben wir bislang Erdbeeren, Radieschen und Salat. Bald sind die Zwiebeln dran. Neu in der Palette sind Spinat, große Paprika, Gurken und Freilufttomaten.
der Rosengarten auf dem Weg zu meinem Arbeitszimmer
der Rosengarten auf dem Weg zu meinem Arbeitszimmer
 Sehr gut kommt bei den Leuten der Rosengarten auf dem Weg zu meinem Arbeitszimmer an, was auch die Funktion eines Büros sowie Besprechungszimmer hat. Bei offener Türe strömt Rosenduft ins Zimmer und verbreitet so eine positive Arbeitsatmosphäre. Und wenn die Schäflein dann noch einen freundlichen Hirten, bzw. Pfarrer erleben, kommt das der Pfarreiarbeit sehr zugute. Schmunzeln lassen mich gemurmelte Kommentare der Besucher wie: Guck, der “Gringo” macht das schön … Delegationen von Ministerien aus La Paz sowie der Gobernación aus Potosí gehören auch zu den Bewunderern der Gärten.
Einiges an Kopfzerbrechen bereitet mir seit einiger Zeit der Pfarrjeep. Mit Baujahr 1999 und aufgrund unserer schlechten Erdpisten steht er immer häufiger in der Werkstatt und verschlingt dort mit Reparaturen viel Geld. Ich muss an ein neues Gefährt denken, wozu Adveniat was beisteuern würde. Der Verkauf brächte auch noch was ein, ja, und dann habe ich auch gute Freunde unter Euch in Deutschland. Früher war die Kirche bei der Anschaffung neuer Dienstwagen von einigen Steuern befreit, was die sozialistische Regierung aber abgeschafft hat. Denn die “Macht des Klerus”, so der gängige Propagandaton, ist ihr ein Dorn im Auge. Zu diesem Thema noch was zum Schmunzeln: Bei den kürzlichen Wahlen kam die Regierungspartei in Esmoraca und Umgebung auf 95%! Und eine der neuen Abgeordneten für die Nationalversammlung in La Paz stammt zudem aus Esmoraca. Ohne Auto habe ich mich inzwischen wieder, wie in den Jahren in Brasilien, ans Motorradfahren gewöhnt, welches ich mir von unseren Kirchenarbeitern ausleihe. Nur sind sie Pisten voller Steine, so dass man mit einem Bein immer im Krankenhaus steht.
ans Motorradfahren gewöhnt
ans Motorradfahren gewöhnt
Neben der Kirche besitzt die Pfarrei ein kleines Gelände durch einen Schnäppchenkauf vor einigen Jahren. Darauf stehen Mauerruinen einiger verfallener Häuser aus Lehmbacksteinen. Diese tragen wir ab, zerstoßen den Lehm und mischen neues Stroh dazu. So entstehen im Recycling neue “Adobes”, die wir zum Teil verkaufen und nach der Regenzeit soll damit dann ein schlichter Gemeindesaal entstehen. Noch habe ich meine bewährten Kirchenarbeiter, die jetzt zu einem Teil dazu eingesetzt werden. Und auf diese Weise bleiben zunächst Arbeitsplätze erhalten. Man könnte natürlich auch die ganze Erde auf einen Laster schaufeln und zum Fluss fahren. Die Jüngeren unter den Arbeitern helfen in der Pastoral als Katecheten mit. Sie begleiten mich zu Gottesdiensten auf den Kapellen und führen je eine Kinder- und Jugendgruppe. Die Grundidee der Kirchenrenovation war ja, Menschen zur Mitarbeit in der Pfarrei zu aktivieren und diese so lebendiger werden zu lassen.
Mauerruinen einiger verfallener Häuser aus Lehmbacksteinen
Mauerruinen einiger verfallener Häuser aus Lehmbacksteinen
Das Foto zeigt mich beim Internet surfen
Das Foto zeigt mich beim Internet surfen
Das Foto oben zeigt mich beim Internet surfen. Von einer Anhöhe aus, 4 km oberhalb von Esmoraca, komme ich mit einem kleinen Modem und meinem Notebook über die Entel-Antenne im 10 km entfernten Mojinete ins schneckenlangsame Internet und kann so auch meine Website so wie’s Facebook mit News beliefern. Ohne Werbung für meine pastoral soziale Arbeit liefe in der Pfarrei eben nichts. Sonne und Wind machen die Sitzungen oft zu einer mühsamen Sache.
Wer keine Emailadresse oder mit Internet eben nichts am Hut hat, bekommt meine Rundbriefe aus Kostengründen inzwischen postalisch aus Deutschland zugestellt, allerdings in kürzerer Fassung. Eine immer grösser werdende Zahl von Euch erhält meine Post als Email und in ausführlicherer Weise.
Ein großer Erfolg bedeutet zum Schluss, dass der Strom Trafo an der Süd Ecke des Pfarrhauses endlich zum Hauptplatz verlegt wird. Da Esmoraca bald dreiphasigen Strom haben wird, ist das umso notweniger, um Störungen beim FM-Pfarrradio sowie unserem kleinen TV-Sender zu vermeiden. Außerdem ist es wohl nicht gerade gesundheitsförderlich, in Betten 5 m unterhalb eines großen Trafos zu schlafen.
Jetzt am Jahresende möchte ich wieder Allen ganz herzlich danken, die meine Missionsarbeit auch finanziell mitgetragen haben. Ohne die lieben Freunde in der Heimat gäbe es hier eben keine lebendige Pfarrei. Ich investiere ja nicht nur in die Kirchenrenovation, Kapellen sowie in Reparaturen vom alten Pfarrjeep. Kürzlich übernahm ich einen Teil der Fahrtkosten für die Musikband des Colegio zu einem Festival mit anderen Bands, dann erwarteten die Abiturienten in Mojinete von ihrem “Padrino” für den Abi-Ausflug einen Beitrag. Ein Schüler des Colegio, Halbwaise, in der Pfarrei aber recht aktiv, wird unterstützt und bei Krankheitsfällen verschließe ich ebenfalls nicht die Türe, um nur einige Beispiele zu nennen. Alles Aktivtäten, die auch Pfarreien in der Heimat haben, nur, dass diese dort von der Kirchensteuer abgedeckt werden, bei uns aber durch Missionsspenden. Der schwache Euro setzt den Pfarrfinanzen derzeit allerdings negativ zu, derweil in Deutschland das Benzin billiger wird.
Mitte November war ich für ein paar Tage auf Exerzitien für uns Diözesanpriester mit dem Bischof in El Molino, einem schön gelegenen Haus in der Nähe von Potosí. Jeder Tag schließt mit einem Gottesdienst, den eine Pastoralzone, bzw. ein Dekanat, gestaltet. Vor 50 Priestern mit dem Bischof in der ersten Bank zu predigen, ist nicht jedermanns Sache. Als ich kurz zum TÜV in Potosí war, hatte mich meine Zone in Abwesenheit zum Hauptzelebranten und Prediger gekürt. Also schüttelte ich eine humorvolle kleine Predigt aus dem Ärmel, die sogar mit Applaus quittiert wurde; für einen “alten Hasen” war es kein Problem.
Das letzte Foto zeigt mich zusammen mit unserem Bischof
Das letzte Foto zeigt mich zusammen mit unserem Bischof

Das letzte Foto zeigt mich zusammen mit unserem Bischof, der zudem Fan des deutschen Fußballs ist. Bei der WM in Brasilien hatte er immer auf die deutsche Elf gesetzt und so die Wetten gewonnen. Monseñor Ricardo spielt selber noch Fußball. Zum Schluss soll noch verraten werden, dass im Herbst 2015 wiederum mein Heimaturlaub ansteht.

Ich wünsche Euch Allen besinnliche Tage im Advent, ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes 2015 bei guter Gesundheit. 

„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit
P. Dietmar, Esmoraca Bolivien


Missionsspenden

Für Missionsspenden zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, einschließlich der Instandsetzung der Pfarrkirche von Esmoraca: Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, Postbank Köln IBAN: DE30 3701 0050 0000 4645 00 BIC: PBNKDEFF mit Vermerk: für P. Dietmar, Bolivien. Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Keiser von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: keiser@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.


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