Liebe Missionsfreunde!
Zurzeit erfreuen wir uns im Süden Boliviens an
Rekordtemperaturen mit mittags über 28 Grad in meinem Arbeitszimmer, und
das auf 3500 m Höhe. Weiße Weihnachten würden bei uns Hagelschlag
bedeuten und wären so eine Katastrophe für mich als Hobbygärtner und
alle anderen, die Mais, Bohnen und Kartoffeln angepflanzt haben. Hohe
Temperaturen haben aber oft Hagel mit großen Körnern zur Folge. Trotz
der Hitze tagsüber hatten wir kürzlich eine recht kalte Nacht, was auf
3500 m Höhe vorkommt, und diese hatte Blätter an Mais und Kartoffeln
erfrieren, bzw. verwelken lassen. Landwirtschaft ist auf unseren Höhen
mit großen Risiken verbunden. Geerntet haben wir bislang Erdbeeren,
Radieschen und Salat. Bald sind die Zwiebeln dran. Neu in der Palette
sind Spinat, große Paprika, Gurken und Freilufttomaten.
der Rosengarten auf dem Weg zu meinem Arbeitszimmer |
Sehr gut kommt bei den Leuten der Rosengarten auf dem
Weg zu meinem Arbeitszimmer an, was auch die Funktion eines Büros sowie
Besprechungszimmer hat. Bei offener Türe strömt Rosenduft ins Zimmer
und verbreitet so eine positive Arbeitsatmosphäre. Und wenn die
Schäflein dann noch einen freundlichen Hirten, bzw. Pfarrer erleben,
kommt das der Pfarreiarbeit sehr zugute. Schmunzeln lassen mich
gemurmelte Kommentare der Besucher wie: Guck, der “Gringo” macht das
schön … Delegationen von Ministerien aus La Paz sowie der Gobernación
aus Potosí gehören auch zu den Bewunderern der Gärten.
Einiges an Kopfzerbrechen bereitet mir seit
einiger Zeit der Pfarrjeep. Mit Baujahr 1999 und aufgrund unserer
schlechten Erdpisten steht er immer häufiger in der Werkstatt und
verschlingt dort mit Reparaturen viel Geld. Ich muss an ein neues
Gefährt denken, wozu Adveniat was beisteuern würde. Der Verkauf brächte
auch noch was ein, ja, und dann habe ich auch gute Freunde unter Euch
in Deutschland. Früher war die Kirche bei der Anschaffung neuer
Dienstwagen von einigen Steuern befreit, was die sozialistische
Regierung aber abgeschafft hat. Denn die “Macht des Klerus”, so der
gängige Propagandaton, ist ihr ein Dorn im Auge. Zu diesem Thema noch
was zum Schmunzeln: Bei den kürzlichen Wahlen kam die Regierungspartei
in Esmoraca und Umgebung auf 95%! Und eine der neuen Abgeordneten für
die Nationalversammlung in La Paz stammt zudem aus Esmoraca. Ohne Auto
habe ich mich inzwischen wieder, wie in den Jahren in Brasilien, ans
Motorradfahren gewöhnt, welches ich mir von unseren Kirchenarbeitern
ausleihe. Nur sind sie Pisten voller Steine, so dass man mit einem Bein
immer im Krankenhaus steht.
ans Motorradfahren gewöhnt |
Neben der Kirche besitzt die Pfarrei ein kleines Gelände durch einen
Schnäppchenkauf vor einigen Jahren. Darauf stehen Mauerruinen einiger
verfallener Häuser aus Lehmbacksteinen. Diese tragen wir ab,
zerstoßen den Lehm und mischen neues Stroh dazu. So entstehen im
Recycling neue “Adobes”, die wir zum Teil verkaufen und nach der
Regenzeit soll damit dann ein schlichter Gemeindesaal entstehen. Noch
habe ich meine bewährten Kirchenarbeiter, die jetzt zu einem Teil dazu
eingesetzt werden. Und auf diese Weise bleiben zunächst Arbeitsplätze
erhalten. Man könnte natürlich auch die ganze Erde auf einen Laster
schaufeln und zum Fluss fahren. Die Jüngeren unter den Arbeitern
helfen in der Pastoral als Katecheten mit. Sie begleiten mich zu
Gottesdiensten auf den Kapellen und führen je eine Kinder- und
Jugendgruppe. Die Grundidee der Kirchenrenovation war ja, Menschen zur
Mitarbeit in der Pfarrei zu aktivieren und diese so lebendiger werden zu
lassen.
Mauerruinen einiger verfallener Häuser aus Lehmbacksteinen |
Das Foto zeigt mich beim Internet surfen |
Das Foto oben zeigt mich beim Internet surfen. Von
einer Anhöhe aus, 4 km oberhalb von Esmoraca, komme ich mit einem
kleinen Modem und meinem Notebook über die Entel-Antenne im 10 km
entfernten Mojinete ins schneckenlangsame Internet und kann so auch
meine Website so wie’s Facebook mit News beliefern. Ohne Werbung für
meine pastoral soziale Arbeit liefe in der Pfarrei eben nichts. Sonne
und Wind machen die Sitzungen oft zu einer mühsamen Sache.
Wer keine Emailadresse oder mit Internet eben
nichts am Hut hat, bekommt meine Rundbriefe aus Kostengründen inzwischen
postalisch aus Deutschland zugestellt, allerdings in kürzerer
Fassung. Eine immer grösser werdende Zahl von Euch erhält meine Post
als Email und in ausführlicherer Weise.
Ein großer Erfolg bedeutet zum Schluss, dass
der Strom Trafo an der Süd Ecke des Pfarrhauses endlich zum Hauptplatz
verlegt wird. Da Esmoraca bald dreiphasigen Strom haben wird, ist das
umso notweniger, um Störungen beim FM-Pfarrradio sowie unserem kleinen
TV-Sender zu vermeiden. Außerdem ist es wohl nicht gerade
gesundheitsförderlich, in Betten 5 m unterhalb eines großen Trafos zu
schlafen.
Jetzt am Jahresende möchte ich wieder Allen
ganz herzlich danken, die meine Missionsarbeit auch finanziell
mitgetragen haben. Ohne die lieben Freunde in der Heimat gäbe es hier
eben keine lebendige Pfarrei. Ich investiere ja nicht nur in die
Kirchenrenovation, Kapellen sowie in Reparaturen vom alten Pfarrjeep.
Kürzlich übernahm ich einen Teil der Fahrtkosten für die Musikband des
Colegio zu einem Festival mit anderen Bands, dann erwarteten die
Abiturienten in Mojinete von ihrem “Padrino” für den Abi-Ausflug einen
Beitrag. Ein Schüler des Colegio, Halbwaise, in der Pfarrei aber recht
aktiv, wird unterstützt und bei Krankheitsfällen verschließe ich
ebenfalls nicht die Türe, um nur einige Beispiele zu nennen. Alles
Aktivtäten, die auch Pfarreien in der Heimat haben, nur, dass diese
dort von der Kirchensteuer abgedeckt werden, bei uns aber durch
Missionsspenden. Der schwache Euro setzt den Pfarrfinanzen derzeit
allerdings negativ zu, derweil in Deutschland das Benzin billiger wird.
Mitte November war ich für ein paar Tage auf
Exerzitien für uns Diözesanpriester mit dem Bischof in El Molino, einem
schön gelegenen Haus in der Nähe von Potosí. Jeder Tag schließt mit
einem Gottesdienst, den eine Pastoralzone, bzw. ein Dekanat,
gestaltet. Vor 50 Priestern mit dem Bischof in der ersten Bank zu
predigen, ist nicht jedermanns Sache. Als ich kurz zum TÜV in Potosí
war, hatte mich meine Zone in Abwesenheit zum Hauptzelebranten und
Prediger gekürt. Also schüttelte ich eine humorvolle kleine Predigt
aus dem Ärmel, die sogar mit Applaus quittiert wurde; für einen “alten
Hasen” war es kein Problem.
Das letzte Foto zeigt mich zusammen mit unserem Bischof |
Das letzte Foto zeigt mich
zusammen mit unserem Bischof, der zudem Fan des deutschen Fußballs ist.
Bei der WM in Brasilien hatte er immer auf die deutsche Elf gesetzt und
so die Wetten gewonnen. Monseñor Ricardo spielt selber noch Fußball.
Zum Schluss soll noch verraten werden, dass im Herbst 2015 wiederum
mein Heimaturlaub ansteht.
Ich wünsche Euch Allen besinnliche Tage im Advent, ein frohes Weihnachtsfest und ein gesegnetes 2015 bei guter Gesundheit.
„Con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit
P. Dietmar, Esmoraca Bolivien
Missionsspenden
Für Missionsspenden zugunsten einer
vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, einschließlich der
Instandsetzung der Pfarrkirche von Esmoraca: Missionsgesellschaft vom
Heiligen Geist, Postbank Köln IBAN: DE30 3701 0050 0000 4645 00 BIC: PBNKDEFF mit
Vermerk: für P. Dietmar, Bolivien. Sollte es mit der
Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Keiser von der
Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: keiser@spiritaner.de auf
Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.
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